In meinem BWL-Studium herrschte für mich oft Langeweile. Sicherlich sehr kompetente Professoren versuchten mir in ihrer gekonnt monotonen Art die Geschicke eines Kaufmanns beizubringen. Auch in der beruflichen Weiterbildung war es nicht besser. PowerPoint Schlachten in Seminaren, Massenabfertigung auf Konferenzen. Sie kennen das vermutlich?

Doch als ich mich selbst zum Agile Coach und Trainer vor einigen Jahren ausbilden ließ, habe ich durch den wunderbaren Thorsten Oliver Kalnin von The Third Art den Schlüssel für erfolgreiche Trainings entdeckt. Seitdem sollten meine Trainings effektiver, interaktiver und dynamischer aufgebaut und durchgeführt werden.
In diesem Blog beschreibe ich die sechs Kernelemente, die wir auch in unseren Trainings aktiv verwenden. Und alle, die den Blog zu Ende lesen, erhalten eine Möglichkeit, dies kostenlos zu erleben.

So funktionieren Trainings für Agile Project Management – gehirnwissenschaftlich bewiesen

Aus der Forschung kennen wir die sechs gehirnwissenschaftliche Prinzipien, die dafür sorgen, dass Trainingsinhalte in den Köpfen der Lernenden hängen bleiben.

  1. Bewegung übertrumpft Sitzen.
  2. Sprechen übertrumpft Zuhören.
  3. Bilder übertrumpfen Worte.
  4. Schreiben übertrumpft Lesen.
  5. Kürzer übertrumpft Länger.
  6. Anders übertrumpft Gleich.

Die Metapher der sechs Trümpfe stammt von Sharon L. Bowman, die viele Publikationen und Bücher über gehirngerechtes Lernen schrieb. Sind Trainings nach diesen 6 gehirnwissenschaftlichen Prinzipien konzipiert, werden …

  • die Lernenden zum Teil des Lernprozesses und gestalten ihn aktiv mit, anstatt nur passiv die Lerninhalte zu konsumieren.
  • die Lerninhalte mit praktischen Trainingsstrategien effizienter vermittelt und bleiben besser in Erinnerung haften
  • die Lernenden schneller von „Verstehern“ zum „praktischen Anwendern“ des Gelernten.

In dem folgenden Kapitel geben wir Beispiele, wie wir diese gehirnwissenschaftlichen Prinzipien in den Proventa Trainings für agiles Arbeiten anwenden.

  1. Bewegung übertrumpft Sitzen – Beispiele aus einem Online Training für Scrum

Der Molekularbiologe John J. Medina fasst die neurowissenschaftlichen Studien, die diesem Prinzip zugrunde liegen, treffend zusammen: „Exercise boosts brain power.” Da Bewegung zu einer Sauerstoffzufuhr im Gehirn führt, erhält es einen kognitiven Schub. Umgekehrt erschwert längeres Sitzen das Denken und Lernen, weil der Sauerstoff-Gehalt im Körper sinkt. Dies klingt für alle einleuchtend, die in Zeiten des Lockdowns von einem zum anderen Meeting nicht mehr rennen, sondern aus ihrer sitzenden Haltung kaum noch herauskommen.

Für unsere Agile und Scrum Trainings bedeutet dies, dass sich die Lernenden viel öfter bewegen dürfen, als sie es von anderen Trainings gewohnt sind. Alle zehn bis zwanzig Minuten sollte eine aktive Körperbewegung erfolgen. Etwa kann man die Bewegung in die Vermittlung von Inhalten einbauen, indem man den Lernenden die Aufgabe gibt, kurze, schnelle, themenbezogene Wiederholungsaktivitäten durchzuführen und sich dabei zu bewegen. Ein Klassiker ist das Ball-Point-Game, bei dem in einer interaktiven Übung möglichst viele Bälle durch die Luft gewirbelt werden müssen, um das Prinzip von „Inspect & Adapt“ zu verstehen.

Online Training Scrum

Während bei Vorort Trainings das Bewegungsprinzip einfach zu bewerkstelligen ist, etwa dadurch, dass die Lernenden sich im Paar an der frischen Luft und im Laufen zu einem Lerninhalt austauschen sollen, muss man in der online Situation weitaus kreativer werden. Beispielsweise können die Lernenden für einen Check-in zwischen zwei Lerninhalten gebeten werden, einen Gegenstand in ihrer Wohnung zu suchen und zeigen, der mit dem Lerninhalt eine Assoziation hat. Bei Trainings für Agile Methoden fragen wir etwa nach einer Assoziation zwischen dem Gegenstand und der agilen Methode Scrum. Was könnte wohl der Turnschuh mit Scrum zu tun haben. Natürlich heitern genau solche Lernaktionen die Stimmung auf!

  1. Sprechen übertrumpft Zuhören – Beispiele aus einem Training für Agile Methoden

In seinem Buch Informal Learning erklärt der Technologieexperte und Autor Jay Cross dieses Prinzip mit den Worten: „Learning is social. We learn from, by, and with other people“. Patricia Wolfe, Expertin für Pädagogik, fasst ähnlich zusammen: „The best way to learn something is to teach it“. Wenn Lernende diskutieren, was sie gehört haben, verarbeiten sie die Informationen dreimal: durch Zuhören, durch Nachdenken und durch das Wiedergeben in eigenen Worten.

Für unsere Agile und Scrum Trainings bedeutet dies, dass wir kurze und häufige Diskussionen zwischen den Lernenden während des Trainings ermöglichen. Dies können Diskussionen in Paaren, Dreiergruppen, Tischgruppen oder ganze Gruppengespräche sein. Dies ist durch die Möglichkeit von Breakout Rooms bei Tools, wie Zoom, in der Online-Situation fast noch einfacher zu realisieren als bei Vorort Trainings. Einige Beispiele aus unseren Trainings für Agile Methoden sind:

Sagen Sie einer Person eine Tatsache über Scrum, die Sie jetzt wissen, die Sie vorher nicht wussten.

Nehmen Sie sich in einer Zweier-Gruppe fünf Minuten Zeit, um über die Auswirkungen von Agilität in Ihrem Unternehmen zu sprechen.

Erzählen Sie in einer Dreier-Gruppe drei Fakten, die Sie gerade über das Thema Kanban Boards gelernt haben.

Stellen Sie jemandem, der in Ihrer Nähe sitzt, eine Quiz Frage über die unterschiedlichen Meetings in Scrum. Geben Sie ihm bzw. ihr einen Daumen hoch, wenn die Antwort richtig ist.

  1. Bilder übertrumpfen Worte – Beispiele aus einem Scrum Master Training

Sie kennen das Sprichwort: „Bilder sagen mehr als tausend Worte“. Dass sich das Gehirn auch Bilder besser merken kann, liegt laut Patricia Wolfe daran, dass die Kapazität für das Langzeitgedächtnis fast unbegrenzt sei. Das Gleiche gilt für Geschichten; nicht umsonst erfährt Storytelling gerade heute eine Renaissance im Marketing. Und jeder gute Werbespot prahlt mit emotionalen Bildern. Daher werden Informationen einprägsamer, wenn die Lernenden mentale Bilder verwenden können, um sich an sie zu erinnern.

Aus diesem Grund nutzen wir aussagekräftige Fotos, Geschichten oder Metaphern und reale Fallstudien in unseren Trainings, die alle für das Thema Agile relevant sind. Weiterhin ermöglichen wir den Lernenden, ihre eigenen Geschichten zu Agile zu teilen, etwa ihre ersten Versuche als Scrum Master. Unsere Handouts sind vollgespickt mit Bildern oder realen Fotos.

Eine meiner Lieblingsübungen in Scrum Master Trainings ist das Visualisieren der 12 agilen Prinzipien oder das Skizzieren des Scrum Flows. Ebenso verwenden wir gerne die in Sharon L. Bowmans Büchern genutzten Graphic Organizers, wie Mind Maps, Concept Maps oder andere Grafiken, auf denen sich die Lernenden Notizen machen können. Gerne erzähle ich Anekdoten über Manager oder Product Owner, die ich in früheren Projekten kennenlernen durfte.

  1. Schreiben übertrumpft Lesen – Beispiele aus einem Product Owner Training

Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht. Ich kann mir Dinge am besten merken, wenn ich sie mir in mein Notizbuch aufgeschrieben habe. Dies liegt laut Sharon L. Bowman und Jay Cross daran, dass beim Schreiben das Gehirn so fokussiert ist, dass es fast unmöglich ist, über eine Sache zu schreiben und gleichzeitig an etwas anderes zu denken. Zudem ist Schreiben multisensorisch, da es viele Sinne und Wahrnehmungen anspricht (kinästhetische, visuell-räumliche und taktile). Die Lernenden verarbeiten Informationen kognitiv zweimal, da sie sie nach dem Zuhören zusätzlich auch aufschreiben.

In Product Owner oder anderen Agile Trainings gebe ich den Lernenden etwa eine Minute Zeit, um eine kurze Zusammenfassung dessen zu schreiben, was sie gelernt haben, drei Fakten über den Inhalt oder eine Frage, die sie noch haben. Gerne nutze ich auch sogenannte Canvase, die von den Teilnehmern ausgefüllt werden, etwa die Trust Canvas des Agile Coachs Alexey Pikulev.

Product Owner Training
  1. Kürzer übertrumpft Länger – Beispiele aus unseren Agile Trainings

Das menschliche Gehirn lernt am besten, wenn der Inhalt in kleinere Einheiten unterteilt wird. Vielleicht merken Sie sich Telefonnummern oder Zahlen-PIN nicht als reine Zahlenfolge, sondern in getrennten Nummernfolgen von drei oder vier Zahlen. Das Gehirn kann sich also kurze „Chunks“ besser merken. Vor diesem Hintergrund schlägt Sharon L. Bowman vor, dass die reine Vermittlung eines Themas nur zehn bis zwanzig Minuten dauern und neue Informationen schrittweise und in zeitlichen Abständen wiederholt werden sollen.

In unseren Trainings binden wir die Teilnehmer zwischen den max. 20-minütigen Abschnitten in kurze, schnelle, einminütige Wiederholungsaktivitäten ein, bei denen sie sich bewegen, sprechen und schreiben.

Agile Training
  1. Anders übertrumpft Gleich – Beispiele aus unseren Agile Trainings

Laut Sharon L. Bowman zieht jeder Reiz in unserer Umgebung, der entweder neu bzw. neuartig oder von ausreichend starker emotionaler Intensität bzw. einen hohen Kontrast aufweist, unsere Aufmerksamkeit in den Bann. Auf der anderen Seite wird das Gehirn vieles ignorieren, was routinemäßig, wiederholend, vorhersehbar oder langweilig ist. Denken Sie an die Einleitung in diesem Blog.

Aus diesem Grund verändern wir in unseren Agile Trainings regelmäßig die Lehrmethoden, die Aktivitäten der Lernenden und die Umgebung, etwa wenn die Teilnehmer auch Aktivitäten an der frischen Luft erledigen. Durch die Nutzung der gezeigten Trümpfe Bilder, Bewegen, Sprechen und Schreiben passiert dies automatisch.

Wollen Sie uns testen? Kostenloses Scrum & Agile Training

Allen, die nun Lust auf unsere Agile Trainings bekommen haben wollen wir ein 100% kostenloses Online Training anbieten. Das Training findet in 4 Modulen statt, die auf einander aufbauen:

  • Dienstag, 22. Juni 2021 – 15:30-17:30
  • Donnerstag, 24. Juni 2021 – 15:30-17:30
  • Dienstag, 29. Juni 2021 – 15:30-17:30
  • Donnerstag, 01. Juli 2021 – 15:30-17:30

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Blocken Sie am besten die Termine gleich nach der Anmeldung in Ihrem Kalender.

Dabei lernen Sie die Vorteile und Herausforderungen agiler Projektarbeit kennen – natürlich unter Nutzung der „Six Trumps of Learning“. Mit interaktiven Übungen und Diskussionen erfahren Sie, wie Sie agile Methoden und Scrum in Ihren Projekten anwenden. Zudem erhalten Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie Ihre Teams bei der Einführung und Umsetzung von Agilität unterstützen.

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Quellen:
Jay Cross: Cross: Informal Learning. 2007.
John J. Medina: Brain Rules. 2008.
Patricia Wolfe: Brain Matters. 2001.
Sharon L. Bowman: Six Trumps: The Brain Science That Makes Training Stick. 2010.
Sharon L. Bowman: Training from the BACK of the Room. 2009.
Dr. Dietmar Wiedemann

Dr. Dietmar Wiedemann

Dr. Dietmar Georg Wiedemann ist Vorstand in der Proventa AG. Sein Fokus liegt im Bereich Agile Project Management und Agile Transformationen. Als Agile Coach und ScrumMaster steht er für die stetige Verbesserung des Geschäftsnutzens unserer Kunden. Er ist Motor für Veränderungen und Anpassungen in der Organisation und lebt dabei die agilen Werte Fokus, Commitment, Respekt, Mut und Offenheit vor.